Als ich kurz nach dem Antrag meinen Freunden und Bekannten erzählte, dass ich heiraten würde, waren die Reaktionen geteilt: Die Einen freuten sich wahnsinnig für mich. Die Anderen wollten wissen, wie ich nur auf so eine wahnsinnige Idee käme?

Ich sei ja nicht schwanger. Müsse nur grundlos mehr Steuern zahlen. Und die Scheidungsrate liege schliesslich bei 50 Prozent. Falls ich es noch nicht wisse.

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Mal abgesehen davon, dass solche Aussagen nicht von viel emotionaler Intelligenz zeugen, wissen heutzutage natürlich alle, dass jede zweite Ehe geschieden wird. Schliesslich dürfte laut dieser Statistik inzwischen jede zweite Person, die heiraten will, ein Scheidungskind sein.

Auch der beste aller Ehemänner und ich kommen nicht aus intakten Familien im traditionellen Sinne. Patchwork trifft es wohl eher. Und trotzdem wollten auch wir es wagen. Wir sehen die 50 Prozent nicht als Scheidungsrisiko, sondern als Chance. Als Chance, dass so etwas wie ein lebenslanges Bündnis mit einer anderen Person eben doch möglich ist.

Und weshalb sollte man sich diese Chance nehmen lassen, nur weil es bei den eigenen Eltern eben nicht geklappt hat? Ich habe ja die Theorie, dass Scheidungskinder eine Ehe sorgfältiger angehen. Wir wissen, dass ein Ring am Finger keine Garantie für «Happy ever after» ist. Wissen, dass es für eine Beziehung viel Rücksicht, Geduld und Kompromisse braucht. Und wer weiss, vielleicht schaffen wir es ja genau deshalb?