Mamagruppen auf Facebook – vor meiner Schwangerschaft wusste ich nichts von deren Existenz. Doch ein Mal Mitglied, tat sich mir ein neues Universum auf. Und nicht nur mir. Meine liebe Kollegin vom Mamablog hat ihnen vor gut einem Monat einen sehr amüsanten und minim provozierenden Beitrag gewidmet. Was in den Gruppen teilweise Schmunzeln, teilweise Empörung auslöste.
Facebook Mamagruppen oder: Kleinkriege über Stillen und Schlafen
Ich schmunzelte. Auch ich hole mir Popcorn, wenn in den Gruppen mal wieder über Schoppenmarken (Still möglichst lange, dann brauchst du gar keinen!) oder Schlafratgeber (Was bist du nur für eine Mutter, wenn du dein Kind während einer Minute schreien lässt?) diskutiert wird. Als das Kind noch nicht durchschlief, retteten mich die Mami-Gruppen-Diskussion durch die Nacht. Es war tröstlich zu merken, dass auch andere Leute Nachts um 3 Uhr komplett nüchtern auf ihre Handys starren.
Obwohl selber Smartphoneabhängig staune ich immer wieder, wie omnipräsent gewisse “Mamis” auf Facebook sind (es sind immer „Mamis“, nicht etwa Mamas oder Mütter – das muss wohl so ein Foren-Code sein, wie auch die MuMi oder der Wurm/Wicht/Bauchzwerg). Und wie schnell jeder Kauf/Verkauf in einer Diskussion endet. Eigentlich sind die meisten Gruppen als Online-Flohmarkt angedacht – mit etwas Glück und viel Geduld lassen sich sehr gut erhaltene Babykleider für sehr wenig Geld finden.
Ich mag es nicht, wenn es bei Erziehungsfragen nur richtig und falsch, Schwarz und Weiss gibt. Jedes Kind und jede Mutter ist anders – deshalb plädiere ich für mehr Toleranz und Verständnis. Und, obwohl Mutter eines wunderbaren Kindes, würde ich mich nie einzig über das Muttersein definieren. Deshalb juckt es mich manchmal in den Fingern, etwas zu schreiben. Aber ich bin friedfertig und möchte nicht den Zorn der ganzen “Mami”-Gruppe auf mich ziehen.
Muttersein verbindet halt doch
Was die liebe Schreiberin vom Tages-Anzeiger ganz vergessen hat in ihrem Beitrag zu erwähnen, ist die unglaubliche Solidarität, die in dieser Gruppe herrscht. Täglich (ja, ich gebe es zu, ich bin täglich in diesen Gruppen anzutreffen) lese von Müttern, die ihre Kleider und Kinderspielzeuge Müttern in Not verschenken möchten.
Flüchtlinge, junge Mütter, Opfer von Brand- oder Naturkatastrophen – allen wird sofort geholfen. Und ich meine nicht, dass nur eins oder zwei Mamis helfen wollen. Teilweise melden sich über 100 Frauen. Es gibt geradezu ein Überangebot an hilfewilligen Müttern.
Das Gleiche gilt für Fragen aller Art: Was tun bei Kuhmilchallergie? Was backen, wenn in der Kita Zucker- und Nussverbot herrschen? Wer hat von einer bezahlbaren Wohnung in Dietikon gehört? Ich habe alle meine Schwangerschaftskleider gesprengt – wer kann mir bis morgen neue vorbeibringen? Mein Kind ist so dünn, wo finde ich Hosen, die ihm nicht herunterrutschten?
Keine Problem zu banal, als dass nicht mindestens 50 Mamis der Fragenden hilfreich zur Seite stehen würden.
Auch ich durfte schon mehrere Male von der enormen Mami-Solidarität profitieren: “Was du hast kein Auto? Du musst sicher nicht mit ÖV und Kinderwagen zu mir ins Dorf kommen. Ich bin eh mal in Zürich, dann bringe ich es dir vorbei!”
Diese Situation erlebt ich schon oft. Für zehn Franken brachte mir ein liebes Mami auch schon mal Babyschühchen direkt nach Hause.
Ich mag die Mami-Gruppen. Die Diskussionen, das Hick-Hack, die Schnäppchen, die Mütter-Solidarität – meine kleine Mamiwelt wäre sehr viel langweiliger und farbloser ohne sie. Nur eine Frage bleibt: Wo sind eigentlich die Papis?
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