Die kleine Mademoiselle und ich bleiben heute zu Hause. Die kleine Mademoiselle ist krank, das erste Mal in ihrem Leben. Bei jedem Bauchkrampf, bei jedem leidenden Blick zerbricht mein Herz in noch kleinere Teile. Kranksein ist fies. Und besonders fies für Babys.

Immerhin gibt mir dieser Tag zu Hause die Möglichkeit über ein Thema zu schreiben, das ich schon lange mal aufgreifen wollte. Der Mutter- und Vaterschaftsurlaub in der Schweiz. Kurz zur Erklärung für meine deutschen Leserinnen: Der Mutterschaftsurlaub dauert in der Schweiz 14 Wochen, dem Vater steht für die Geburt des Kindes genau ein Freitag zu.

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Ich bin mir nicht sicher, in welcher Welt die Politiker und Bürokraten leben, die diese Fristen festgesetzt haben. Wäre es nach Ihnen gegangen, hätte ich die kleine Mademoiselle mit drei Monaten und einer Woche (genau so viel sind 14 Wochen nämlich) in die Kita geben und zurück zur Arbeit müssen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht mal vollständig von der (zugegeben sehr schweren) Geburt erholt. Nie im Leben hätte ich es übers Herz gebracht, meine Tochter bereits abzugeben. Wir lebten noch in kompletter Abhängigkeit voneinander, sie brauchte meine Milch und ich ihre Nähe.

Wir haben noch nicht lange über diesen Mutterschaftsurlaub abgestimmt, es war eine der ersten Abstimmungen, bei der ich mich beteiligen durfte. Damals dachte ich mir, 14 Wochen seien zwar kurz, aber besser als nichts. Diese Meinung vertrete ich heute zwar immer noch, finde aber, dass dringend etwas geschehen muss. De Facto gibt es nämlich fast keine Frau, die aus freier Entscheidung wieder arbeiten geht, bevor ihr Kind sechs Monate alt ist. Ich spreche bewusst von freier Entscheidung, denn ich weiss genau, dass nicht alle Arbeitgeber den Müttern dies ermöglichen oder es sich viele Familien nicht leisten können, komplett auf ein zweites Einkommen zu verzichten.

Nur wer finanziell einigermassen gutgestellt ist und einen verständnisvollen Arbeitgeber hat, darf so lange bei seinem Kind bleiben, wie er möchte. Diese Ungerechtigkeit muss aus der Welt geschafft werden.

Nun noch kurz zu einem Thema, das etwa gleich traurig ist, wie der Mutterschaftsurlaub – der nicht existente Vaterschaftsurlaub. Ein Tag, das reichte nicht mal für die Geburt der kleinen Mademoisellle. Als sie fünf Tage alt war und noch nicht mal 24 Stunden nach der Entlassung aus dem Spital, musste der beste aller Ehemänner wieder arbeiten.

Ich war noch komplett erschöpft von der Geburt und plötzlich alleine mit diesem komplett hilflosen Wesen, dessen Bedürfnisse ich noch nicht im Geringsten kannte. Ich versuchte mein Bestes und überlebte die ersten Wochen dank tatkräftiger Unterstützung der Hebamme und Freundinnen.

Im Parlament geistert immer wieder die Forderung nach zwei Wochen Vaterschaftsurlaub herum. Wie beim Mutterschaftsurlaub denke ich, das wäre besser als gar nichts. Aber auch hier sollten wir realistisch sein: Es dauert länger als zwei Wochen, bis sich eine Frau von der Geburt erholt hat und sich der Alltag mit Baby einigermassen eingespielt hat. Bei der kleinen Mademoiselle war das ungefähr nach vier Wochen der Fall. Ich gehe mal davon aus, dass es anderen Müttern ungefähr gleich geht.

Deshalb hoffe ich, dass sich die Politiker und unsere Gesellschaft diesem Thema wieder annehmen und endlich eine angemessene Lösung finden. Denn bei diesem Thema geht es nicht um Links oder Rechts, Stadt oder Land – es geht einzig und allein um das Wohl unserer Kinder. Kinder sind keine Privatsache, Kinder sind unsere Zukunft.