Eigentlich dachte ich immer, dass die Antwort auf diese Frage sehr eindeutig ist. Doch eine meiner liebsten Kolumnistinnen, Frau Freitag, war total anderer Meinung.
Die hochgeschätzte Frau Freitag findet doch tatsächlich, dass das Brautpaar seine Gäste finanziell blossstellt, indem es sich Geld wünscht. Höchste Zeit also, dieses Thema detaillierter aufzugreifen.
Es tut mir leid, liebe Frau Freitag, Ihnen das sagen zu müssen: Aber da irren Sie sich! Ich gehe doch schwer davon aus, dass das Brautpaar nur Gäste einlädt, die ihm so sehr am Herzen liegen, dass es ihre finanzielle Situation sowieso schon kennt. Und die Erwartungen natürlich anpasst: Niemand erwartet von einem armen Studenten oder einer Migros-Kassiererin Tausende von Franken. Ein gutes Nachtessen wird in diesem Fall genau gleich geschätzt.
Und nun lassen Sie mich schnell die Frage beantworten, weshalb sich überhaupt so viele Brautpaare Geld wünschen. Meistens hat man einen Herzenswunsch, der ziemlich viel Geld kostet. Flitterwochen im Südpazifik, eine Designersofa oder Kunst zum Beispiel. Da wäre es doch ziemlich egoistisch, sich das von einer Person zu wünschen.
Also teilt man die ganze finanzielle Last auf dem Rücken sämtlicher Gäste auf. So kann jeder, ganz nach seinen finanziellen Mitteln, etwas zum grössten Traum des Brautpaares beisteuern.
Deshalb, liebe Brautpaare: Wünscht euch doch nicht einfach Geld, sondern teilt euren grossen Wunsch in kleine Tranchen auf. Etwa eine Übernachtung da, einen Ausflug in den Dschungel hier.
So bekommt ihr zwar Geld, eure Gäste haben aber trotzdem das Gefühl, euch etwas Konkretes schenken zu können. Und ihr könnt euch auch für etwas Konkretes bedanken.
Zur Idee von Frau Freitag, dem Wunsch des Paares zum Trotz etwas Konkretes zu schenken: Finde ich prinzipiell gut, wenn die Gäste einen Herzenswunsch oder zumindest den Geschmack des Brautpaares genau kennen.
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